Entspannung auf Ko Samet
Thailand/Bangkok 20.9.2013
Ko Samet ist eine kleine Insel im Golf von Thailand und liegt ungefähr 200 Kilometer süd-östlich von Bangkok. Sie gehört zur Provinz Rayong und ist von Bangkok aus in etwa drei Autostunden zu erreichen. Die Insel ist nur sechs Kilometer lang und maximal drei Kilometer breit. Im Dschungel im Zentrum der Insel leben seltene Geckos und Nashornvögel. Im Jahr 1981 erhielt Ko Samet – gemeinsam mit allen anderen thailändischen Inseln – den Status eines Nationalparks. Davon konnte ich bei unserem Besuch allerdings nur wenig bemerken. Massive Verbauung und teilweise offensichtliche Einleitung von schmutzigem Wasser ins Meer, sowie Müll und Unrat haben die Insel verunstaltet. Liest man in Prospekten und Reiseführern, erfährt man von tiefblauem Wasser, sehr schönen hellen Sandstränden und ausgezeichneten Tauchplätzen. Wenige Tage vor Antritt unserer Reise nach Ko Samet, trat in einer nahe vorbeiführenden Ölpipeline ein Leck auf. Ein Ölteppich trieb auf unseren gebuchten weißen Sandstrand Ao Prao im Westen der Insel zu. Die Hotelanlagen mussten geschlossen und die betroffenen Strände gesperrt werden. Der ursprünglich gebuchte Aufenthaltsort war somit nicht mehr erreichbar. Unsere Reiseleitung reagierte jedoch sehr unkompliziert und bot uns ein Upgrade im nicht betroffenen Osten der Insel am Sai Kaew Strand an. Wir nahmen das Angebot nach ein paar informativen Gesprächen mit der Agentur an und wurden am 6. August vormittags vom Hotel in Bangkok abgeholt. Nach weniger als drei Stunden Fahrt kamen wir in Ban Phe an, wo es mehrere Bootsanlegestellen für die Inseltransfers gibt. Ein schnelles kleineres Motorboot brachte uns die vielleicht fünf bis sechs Kilometer zu unserem Strand. Diese kurze Fahrt verlief für mich sehr unangenehm, denn das Boot schlug ständig hart aufs Wasser und unser Gepäck und wir selber wurden brutal durchgebeutelt. Es war mir unverständlich, warum der Bootsführer so schnell und rücksichtslos davonzog. Manchmal hatte ich sogar Sorge, die Koffer würden bei einem harten Aufschlag aus dem Boot geworfen werden. Die Anlieferung an den Strand war buchstäblich, da es beim Aussteigen keinen Steg gab, sondern die Koffer ins Wasser geeilten Trägern übergeben wurden. Wir mussten die Schuhe ausziehen, mühsam ins Wasser steigen und an Land waten. In meinem Rucksack hatte ich mein gesamtes technisches Equipment, das war bei auch bei einem nur leichten Wellengang ein heikles Unterfangen. Nach einer kurzen Verärgerung ging aber alles gut und wir landeten sicher in unserem Resort. In den folgenden Tagen bemerkte ich dann, dass viele Touristen auf diese unkonventionelle Weise an Land gebracht wurden. Beim Einchecken ins Hotel ging ebenfalls alles glatt und wir erhielten eines der schönsten Zimmer der gesamten Anlage mit wunderbarem Blick auf Pool und Meer. So viel Pech wir anfangs auch hatten mit dem Unfall der Pipeline, so viel Positives bekamen wir jetzt zurück. Das Zimmer war groß, geräumig, WiFi funktionierte und das Personal bemühte sich sehr. Es gab auch ein kleines Fitness-Center, das wir regelmäßig frequentierten. Nach unserer Ankunft entspannten wir gleich einmal am tatsächlich hellen feinen Sandstrand und freuten uns, dass schlussendlich auch mit der Hilfe unserer Reiseleitung alles gut ausgegangen war. Wenn ich an einen neuen unbekannten Ort komme, versuche ich zuerst immer mich zu orientieren. Das bedeutet, festzustellen, wo ich genau bin, wie die Umgebung aussieht, welche Einrichtungen zur Verfügung stehen und noch einiges mehr. Nach dem ersten Frühstück, das zwar nicht schlecht war, mich aber auch nicht restlos begeistern konnte, nahm ich meine Kamera und begann, mich umzuschauen. Wir hatten tatsächlich eines der bestgelegensten Zimmer erhalten. Alles war sehr gepflegt innerhalb der Anlage und auch der dazugehörende Strand war sauber. Vor dem Hotel gab es einen Verleih von Motorbikes. Ich erkundigte mich nach den Möglichkeiten. Alles schien sehr einfach und relativ günstig zu sein. Sogar der Treibstoff war im Mietpreis schon enthalten, so etwas hatte ich bisher noch niemals erlebt. Aber in Anbetracht der Größe der Insel relativiert sich dieses Angebot wieder. In einem halben Tag hatte man mehr oder weniger alles abgefahren und gesehen, vermutete ich. Aus Erfahrung hatte ich gelernt, auch bei scheinbar sehr guten Angeboten, dennoch etwas Zeit verstreichen zu lassen und weitere Informationen einzuholen. Wie sich bald herausstellen sollte, lag ich damit goldrichtig. Nach der anstrengenden Rundreise durch das zentrale Thailand bewegten wir uns die ersten zwei Tage kaum aus der Anlage, sondern faulenzten am Strand und gingen abends in das kleine Fitnesscenter. Vorerst gefiel uns alles sehr gut, einzig das Frühstück entwickelte sich für mich ein wenig zum Problem, da ich kein oder nur sehr wenig Fleisch esse und schon gar nicht in solchen Ländern. Da fehlte einfach die Abwechslung, und manche Gerichte waren zerkocht oder schmeckten nur fad. Am dritten Tag, es war der 9. August, ging ich erstmals in das nahegelegene Dorf, um ein Wäscheservice ausfindig zu machen. Gleich hinter dem Hotel stand ein kleiner Tempel, der einen netten Portalbogen als Eingang hatte. Ich ging die Straße weiter und staunte nicht schlecht. Die plötzlich nicht mehr feste Straße entwickelte sich zusehends zur Schlammpiste mit riesigen Löchern und metergroßen relativ tiefen Lacken. Überall stand das Wasser und ein Weiterkommen war manchmal nur ganz am Rand möglich. Wenn Autos oder Motorräder vorbeifuhren, musste man aufpassen, dass man nicht von oben bis unten mit Dreck angespritzt wurde. Interessanterweise fuhren hier fast nur geländegängige Fahrzeuge. Ich ging weiter, bis ich nach wenigen hundert Metern in die Dorfstraße einbog. Hier war es besser, sie war betoniert, aber auch nicht gerade ein Ruhmesblatt für ein Touristenzentrum. Nach einigem Suchen fand ich die Wäscherei, die sich wiederum gegenüber von einem Hinweisschild befand, anstelle des bezeichneten Ortes. Solche Dinge war ich schon gewöhnt, das konnte mich nicht mehr aus der Ruhe bringen. In Vietnam war es mir mehrmals passiert, dass Einheimische die größten Sehenswürdigkeiten ihrer Gegend nicht kannten und mich irgendwo hinschickten. Das war dann schon ärgerlich. Am Rückweg fragte ich einen weiteren Anbieter nach einem Motorbike. Das Angebot war ähnlich, wenn nicht sogar eine Spur günstiger wie beim Ersten, doch es begann, mir langsam zu dämmern. Hier gab es möglicherweise gar keine Straßen, sondern nur überflutete Rumpelpisten für Enduro-Motorräder oder Quads, die überall herumstanden. Außerdem waren alle Fahrzeuge sehr schmutzig vom Schlamm. Ich ging an den Strand und ließ die Sache vorerst auf sich beruhen. Unser Strandabschnitt war sehr schön und gepflegt, kein Vergleich zu den vielen schmutzigen Stränden, die ich leider in Vietnam gesehen hatte. Dennoch war das Wasser nicht wirklich glasklar, manchmal trieben ganz feine schwarze Partikeln darin. Wahrscheinlich fiel das den meisten Touristen nicht einmal auf, für mich war es jedenfalls ein Warnsignal. Es war Anfang August und damit Regenzeit, die sich auch öfters bemerkbar machte. Tagsüber zogen gelegentlich Wolken auf, starker Regen fiel aber meist nur während der Nacht. Bis auf das Wochenende, an dem viele Einheimische einen Kurzurlaub auf Ko Samet verbrachten, hielt sich die Anzahl der Gäste in Grenzen und es war im Großen und Ganzen gemütlich. Auch die Thais benahmen sich nicht unangenehm, wohingegen die in Gruppen auftretenden Chinesen mich ein wenig an die Vietnamesen erinnerten. In der Bucht gab es einen intensiven Motorbootverkehr, der einen regelmäßigen Lärmpegel hervorrief. Die in Ufernähe liegenden Boote mussten beim Auslaufen die Motoren aus dem Wasser hieven und verursachten auf diese Weise unangenehme wie große Wildkatzen aufheulende Motorengeräusche, da die Schrauben Luft saugten. Das ging vormittags und nachmittags so dahin. Manchmal lagen auch kleinere schmutzige Holzschiffe vor Anker, die auch nicht gerade an einen hellen Sandstrand passten. Viele Gäste ließen sich eingehängt in einen Fallschirm von einem Boot ziehen und cruisten auf diese Weise in der Bucht umher. Zum Windsurfen war der Spot völlig ungeeignet, da der Wind zu schwach war und ich auch keine Anbieter von Material sah. Ein einziges Mal tauchte plötzlich für kurze Zeit ein Kitesurfer auf und verschwand auch gleich wieder. Abends gingen wir öfters durch die schlammige Straße in den Ort, um die gute einheimische Küche zu verkosten. Das Restaurant servierte sehr gute Suppen und einen herrlichen Papaya-Salat mit Nüssen. Dort lernten wir ein deutsches Paar kennen, das schon mit einem Motorbike auf der Insel unterwegs war. Ich erkundigte mich sofort danach und wir erfuhren, dass es sich genauso verhielt, wie ich es mir schon gedacht hatte. Es gab keine Straßen sondern nur schmutzige grobe Rumpelpisten, der Zugang zu den einzelnen Strandabschnitten auf der Insel schien schwierig und für den Eintritt in den „Nationalpark“ musste man noch eine Gebühr entrichten. Dieses Paket an Ärgernissen interessierte mich ganz und gar nicht und damit war die Ausfahrt mit einem Motorbike sofort vom Tisch. Es blieb weiterhin unklar, was nun den Nationalpark eigentlich so besonders machte? Vielleicht gab es noch Gelegenheit, das wirklich herauszufinden. Es war der 10. August, und das für den Zwischenfall mit der Ölpipeline verantwortliche Unternehmen sponserte an diesem Abend ein Rockkonzert thailändischer Sänger. Damit sollte Dank und Anerkennung für die Geduld der freiwilligen Helfer und der einheimischen Bevölkerung, die sicher einen großen Schaden zu verkraften hatte, zum Ausdruck gebracht werden. Schon den ganzen Tag über wurde an unserem Strandabschnitt eine Bühne aufgebaut. Als wir von unserem Restaurant zurückkamen, war das Konzert bereits in vollem Gange. Vor der Bühne standen vielleicht ein- bis maximal zweihundert Besucher, ein Großereignis war das Konzert damit jedenfalls nicht. Auch wir gingen bald aufs Zimmer, da die thailändische Musik nicht unbedingt nach unserem Geschmack war. Außerdem begann es wieder, relativ stark zu regnen. Es war schon finster und wir beobachteten in der Folge das bunte Treiben von unserem Balkon aus, von dem wir gut auf die Bühne sahen. Kurz vor Mitternacht war der Spuk vorbei und wenn ich richtig hörte, baute die Mannschaft die Bühne sofort wieder ab, da es einen lästigen Lärm in der Nacht gab. Eines Morgens schauten wir uns den zweiten Teil unserer großen Anlage an. Es gab noch eine Siedlung mit Bungalows innerhalb eines Gartens und mit eigenem Strand. Der Strand schien schön, war aber fast menschenleer. Ein paar Leute schossen Fotos, so wie wir, das war alles. Auch hier war das Wasser nicht sauber, ich war enttäuscht. Im Hintergrund sah ich ins Meer geleitete schwarze Kunststoffrohre. Ich hatte genug und ging. Auffällig an unserem Strand war, dass es zwar viele Strandverkäufer gab, diese aber nicht so lästig wie sonst üblich waren. Sie trugen hellblaue Jacken und jeder hatte am Rücken eine eigene Nummer. Offenbar war die Anzahl geregelt und die Identifikation für die Touristen gewährleistet, eine gute Idee. Es gab auch fahrende Verkäufer mit kleinen Garküchen auf Rädern, die alles Mögliche insbesondere aber Crepes mit verschiedenen Füllungen anpriesen. Der Zulauf war sehr gut. Als wir wieder ins Dorf gingen, staunten wir nicht schlecht. Das Wasser stand so hoch und über die gesamte Straßenbreite, dass ein Passieren ohne Gummistiefel unmöglich war. Ich fasste es nicht, das sollte Ko Samet sein, die Insel, die in allen Prospekten als Urlaubsparadies geführt wird? Ich hatte in den vergangenen Monaten viele Prospekte und Kataloge studiert und war dann auch vor Ort gefahren. Ich begann zu begreifen, wie oberflächlich auch die renommiertesten Reiseveranstalter arbeiten. Die Urlaubsziele werden weitgehend in Stereotypen beschrieben und ausnahmslos positiv dargestellt, egal was sich vor Ort tatsächlich abspielt. Wenn man verschiedene Plätze besucht, lässt sich leicht feststellen, was im Reisekatalog besser angeboten wird als es tatsächlich ist. Oder hat schon jemand einen Veranstalter kennen gelernt, der zugibt, dass hinter dem Traumresort eine schlammige schmutzige Rumpelpiste auf die Motorbike-Fahrer wartet? Eher wird der günstige Mietpreis der Bikes hervorgehoben werden. Da es jedenfalls an diesem Tag nicht möglich war über die übliche Straße ins Dorf zu gelangen, mussten wir über Privatgrundstücke ausweichen, was bei Finsternis auch nicht gerade lustig war. Ich fragte später einmal einen Dorfbewohner, woher denn das viele Wasser käme und warum es nicht abgeleitet würde. Er sagte mir, dass die Baustelle am Hügel vom Tempel dafür verantwortlich wäre. Manche Bewohner saßen in ihrem „Wohnzimmer“ neben der Straße und hatten direkt vor ihrer Haustüre riesige Lacken stehen, aus denen noch alles rundherum vollgespritzt wurde. Meine Freundin erzählte mir, dass es nach unserer Bucht noch schöne Strände in weiteren kleineren Buchten gäbe. Ich wollte mir die langgezogene geschwungene Bucht ohnehin einmal anschauen und ging mit ihr unseren feinen Sandstrand entlang in Richtung Süden. Unser gepflegtes Resort lag am oberen nördlichen Spitz und so mussten wir ein ganz schönes Stück gehen. Der Strand war zugepflastert mit kleinen Hotels, Bungalows und diversen Lokalen. Zudem tummelten sich überall die Strandverkäufer. Wir kamen am Denkmal vom Prinz und der Meerjungfrau vorbei. Das Versepos eines berühmten thailändischen Dichters aus dem 19. Jahrhundert erzählt von einem Prinzen, der im Unterwasser-Königreich einer Riesin gefangen gehalten wird, die ihm verfallen ist. Mithilfe einer Meerjungfrau gelingt es dem Prinzen jedoch, nach Ko Samet zu entfliehen, indem er die Riesin durch magische Flötenklänge in den Schlaf versetzt. Im Happyend vermählt er sich dann mit einer schönen Prinzessin. Je weiter wir gingen, desto ungepflegter wurde alles. Das Ufer war plötzlich nicht mehr wirklich sauber und immer wieder flossen kleine unappetitliche kanalähnliche Rinnsale ungeklärt ins Meer, direkt in den Bereich wo die Touristen badeten. Das schien diese offenbar aber wenig zu stören. Das Wasser trug die schwarzen Teilchen mit sich, die ich auch an unserem Strand bemerkt hatte. Jetzt war alles klar! Also auch hier auf dieser Insel verstand man nicht wirklich, schonend mit den Naturressourcen umzugehen. Bei der Biegung zu den weiteren Buchten mussten wir über flache Felsformationen wandern und ein wenig landeinwärts gehen. Da standen alte absolut grindige Bungalows mit Wäsche auf den hässlichen Balkonen und die Erde rundum war matschig und aufgeweicht, ein unschönes Bild. Es gab aber offenbar Menschen, die solche Unterkünfte gewählt hatten für ihren Urlaubsaufenthalt. Wir fanden einen kurzen Sandstrand zwischen Felsen, waren aber dort nicht wie angekündigt alleine. In der Zwischenzeit hatten auch andere Touristen die gleiche Idee gehabt. Ich tat mich fortan schwer, in ein Meer zu steigen, in das alle paar hundert Meter Abwasser eingeleitet wurde. In so ein Gebiet würde ich niemals wieder kommen. Von unserem Hotel hatte ich erfahren, dass das gesperrte ölverschmutzte Gebiet angeblich schon wieder besucht werden konnte. So machten wir uns am nächsten Nachmittag auf den etwa drei Kilometer langen Weg, um nachzusehen, an welch schönem Platz wir ursprünglich hätten landen sollen. Zu diesem Zweck folgten wir der bekannten Rumpelpiste, passierten den Eingang zum Nationalpark mit der Ticketverkaufsstelle, ohne dass von uns eine Eintrittsgebühr verlangt worden wäre, und hofften auf eine nette Wanderung Richtung Westen zum Ao Prao Strand. Doch leider setzte sich die Schlammstrecke gesäumt von Löchern, tiefen Wasserlacken und Müllhaufen weiter fort. Vor den unzähligen kleinen Hotels und Gästehäusern standen überall Motorbikes zum Vermieten herum. Machte man jedoch einen Schritt vor die Tür, so stand man buchstäblich im Dreck, ein bizarres Angebot. Die Bikes und auch die geländegängigen Personentransporter mussten langsam fahren und ständig einen passenden Weg durch die Lacken und Steine suchen. Nach etwa der Hälfte des Fußmarsches konnte man einen Ansatz eines Straßenbaus erkennen. Es standen ein paar alte teils defekte Baufahrzeuge in der Gegend und ein paar hundert Meter lang führte eine ungepflegte Betonfahrbahn weiter, die anfangs nur einspurig mit einer hohen Rampe begann. Als es wieder bergab ging und wir uns dem westlichen Ufer der Insel näherten, fand unsere Wanderung ein jähes Ende. Ein Schild und einige Security-Leute machten klar, dass es hier nicht mehr weiter ging. Die Zone war nach wie vor gesperrt und nur für Berechtigte zugelassen. Das war sehr ärgerlich und eine glatte Fehlinformation seitens unseres Resorts. Leider bot uns auch keines der Transportfahrzeuge am Rückweg eine Mitfahrgelegenheit an, ganz im Gegenteil mussten wir noch aufpassen, dass wir nicht von oben bis unten angespritzt wurden. Das war sehr unfreundlich von den Thais! Ich hatte jedenfalls genug von der Wanderung in den „Westen“ und langsam auch von Ko Samet. Auch im Dorf stand in den Seitengassen teils knöcheltief das Wasser und die Abflussrinnen der Hauptstraße waren ebenfalls überschwemmt. Einige Hausbewohner hatten auch Sandsäcke vor ihre Eingänge gelegt. Gegen 21 Uhr abends führten Fackelartisten am Strand ein Lichterspektakel mit Wurf- und Tanzeinlagen auf. Viele der strandnahen Lokale waren sehr kreativ lichtmäßig dekoriert und man konnte sogar auf Ledersofas sitzen, wenn man das wollte. Ein High-Tech-Laserstrahl spielte am Strand und im Wasser seine Lichtspiele. Das war zwar alles ganz nett, aber es konnte mich in meiner aktuellen Meinung über die Insel nicht mehr umstimmen, denn letztendlich will man mit solchen Aktionen die Touristen bloß in die Lokale bringen, um Umsätze zu erzielen. Ich wäre zehn Mal lieber mit einem Motorbike über eine schöne Insel gefahren, wo die Natur nur in einem Mindestmaß beeinträchtigt worden wäre. Tags darauf besuchten wir endlich den Tempel hinter unserem Hotel, der angeblich mit seiner Baustelle für einen Teil der riesigen Wasserlacken verantwortlich war. Tatsächlich stand um die große Buddha-Figur ein Gerüst, Arbeiter waren jedoch keine zu sehen. Stattdessen eilte der einzige anwesende Mönch ungebeten herbei, der uns schon vorher scheinheilig zu seinem Tempel gewunken hatte. Mir war sofort klar, was er wollte, es gab nur einen Antrieb und der hieß Geld. Er bot gleich an, Fotos zu machen und lud uns in seinen Altarraum ein. Ich machte einen Blick hinein und drehte ab. Der Tempel war komplett uninteressant und ungepflegt. Leider ließ sich meine Freundin hinreißen und ging mit ihm zu den „heiligen“ Figuren. Damit saß sie in der Falle und der Mönch hatte sein Ziel erreicht. Da müsste man schon sehr konsequent sein, um diesem Schnorrer noch zu entkommen, was in diesem Fall natürlich nicht passierte und sie ihre „Steuer“ brav entrichtete. Allerdings ist eine Spende, die nicht von Herzen kommt vollkommen wertlos und kontraproduktiv, da die mitgegebene Energie nicht stimmig ist. Solche Gaben sind daher besser zu unterlassen. Der letzte Tag vor unserer Abreise und der Heimreise meiner Freundin nach Österreich war gekommen und unser Hotel hatte uns zu einem romantischen Dinner bei Kerzenlicht, Livemusik und Strandrauschen eingeladen. Die Sängerin begrüßte uns über Mikrofon und wünschte uns eine gute Reise, eine sympathische Geste. Das Essen war sehr umfangreich und beinhaltete eine Auswahl thailändischer Spezialitäten. Am Tisch stand ein gerahmtes Foto von uns vor dem Beach Resort, das der Manager am Vortag geschossen hatte, auch eine nette Idee. Schade nur, dass nicht die ganze Insel so gut gemanagt war wie unser Hotel. Am Abreisetag, es war der 16. August, konnten wir unser Zimmer bis in den frühen Nachmittag behalten. Da ging sich noch ein gemütlicher Strandaufenthalt aus, wohl der letzte für einige Zeit. Ich nahm mir aber weiterhin vor, den für mich ultimativen Strand samt dazugehörigem Resort zu finden. Bis jetzt lag ganz klar Sri Lanka mit dem Strand in Bentota voran. Kein anderer Küstenabschnitt konnte mich bisher mehr begeistern, was das Baden und Faulenzen betrifft. Mit einem der grünen geländegängigen Personentransporter wurden wir nach herzlicher Verabschiedung vom Hotel abgeholt und vielleicht eineinhalb Kilometer zum Fährhafen im Norden gebracht. Da saßen wir mit einigen anderen vor allem italienischen Touristen auf den beiden Bänken auf der Ladefläche des Pick-Ups. Die Straße war zwar ausnahmsweise betoniert, eine unangenehme Rumpelei war die Fahrt aber dennoch. Der Fährhafen, den wir bei der Anreise nicht kennen gelernt hatten, entpuppte sich als lieblich, wir waren angenehm überrascht. Als die Fähre dann losfuhr, konnte man auch erstmals den Westen der Insel einsehen. Von der Weite sahen die kleinen hellen Strände sehr gut aus, doch das war in Vietnam genauso. Wie hätte es uns wohl gefallen in diesem etwas abgelegen viel ruhigeren Teil von Ko Samet? Wir werden es vermutlich nie erfahren. Die Fähre steuerte in der etwa 30-minütigen Überfahrt wieder Ban Phe an, wo wir ursprünglich mit dem Speedboot am Tag der Ankunft übergesetzt hatten. Mit der Distanz zeigte sich die kleine Insel nun als Gesamtes, was malerisch aussah und mir besonders gefiel. Wenn man so ein Bild vor Augen geführt bekommt, dann gerät man ins Schwärmen. Wenn da nur nicht die Realität der Nähe wäre, wo man dann erlebt, wie es im Detail aussieht. In Ban Phe wartete schon unser Wagen, der den Transfer zum Flughafen nach Bangkok erledigte. Leider war uns bei der Planung ein kleiner Fehler passiert, sodass ich auch am Flughafen abgesetzt wurde, obwohl ich eigentlich nach Bangkok ins Eastin Grand Hotel wollte. Trotz meiner Bemühungen war da nichts mehr zu ändern, da der Wagen wieder zurück nach Pattaya fuhr und leider nicht weiter nach Bangkok. Am übersichtlichen und schönen Flughafen in Bangkok hieß es nun erneut, sich von meiner Freundin zu verabschieden für lange Zeit, so wie in Colombo/Sri Lanka im April. Das waren für mich sehr traurige Augenblicke und ein paar Tränen kullerten wohl über meine Wangen. Der Guide zeigte mir noch die vom Untergeschoß abfahrende Eisenbahnverbindung nach Bangkok und löste für mich das Ticket. Meine Freundin konnte auch gleich das Gepäck aufgeben und so waren die entscheidenden Hürden schnell genommen. Die Flughafenbahn hat Kreuzungspunkte mit dem Sky Train von Bangkok und ich musste zweimal umsteigen, was trotz meines Reisegepäcks gut funktionierte. Das Eastin Hotel liegt direkt an der Station Surasak eine Station vor dem Central Pier des Chao Phraya Flusses und verfügt über einen eigenen Zugang zum Sky Train, besser konnte man es sich kaum wünschen. Mein wunderbares Zimmer war vorreserviert und alles klappte wie am Schnürchen, so wie ich es gewohnt war. Bangkok hatte mich somit wieder und ein umfangreiches Programm wartete in den nächsten vier Tagen auf mich. |